„Ich stand nackt im Flur und war völlig überrascht“

Unerwarteter Besuch

besorgniserregenden Situation wieder, als die Polizei unerwartet in seiner Wohnung auftauchte. Der Einsatz war auf einen Fehler zurückzuführen, da die Beamten einen anderen Mann suchten, der jedoch nichts mit B. zu tun hatte. Die Kantonspolizei Bern bestätigte den Vorfall, sieht jedoch kein Fehlverhalten seitens der Polizei.

Gerade erst in seine neue Wohnung in Rüfenacht BE eingezogen, erwachte Alain B. eines Morgens nach einer langen Schicht und setzte sich, noch nackt, ins Wohnzimmer. Als es an der Tür klopfte, ignorierte er dies zunächst, da er keinen Besuch erwartete. Als das Klopfen jedoch lauter wurde, schaute er durch den Türspion und erblickte zwei unbekannte Männer. Da er diese Personen nicht erkannte, ging er zurück ins Wohnzimmer – nur um festzustellen, dass die Tür plötzlich geöffnet wurde.

Unerwarteter Besuch

„Ich stand völlig überrascht und ohne Kleidung im Flur“, erzählt B. „Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was vor sich ging und was die Polizisten von mir wollten.“ Die Beamten suchten einen Mann, den B. nicht kannte, und vermuteten fälschlicherweise, dass dieser in B.s Wohnung sei. Einer der Polizisten blieb ihm währenddessen dicht auf den Fersen, während B. sich eine Trainingshose aus dem Schlafzimmer holte. Er zeigte den Beamten seine Versicherungs- und Bankkarten – die ersten verfügbaren Ausweise, die ihn identifizieren konnten. Schließlich verließen die Polizisten die Wohnung, jedoch nicht ohne ihm zu drohen, dass Lügen ernste Konsequenzen haben könnten.

Nach dem Vorfall war B. so erschüttert, dass er sich von der Arbeit abmeldete und seiner Mutter die Situation schilderte. Seine Mutter versuchte, bei der Polizei Klarheit zu schaffen, doch zunächst wurde ihr mitgeteilt, dass es sich möglicherweise um Betrüger handeln könnte, die sich als Polizisten ausgeben. Erst am Nachmittag kontaktierte ein Beamter B., erklärte den Vorfall und entschuldigte sich dafür.

Kantonspolizei sieht keinen Fehler

Die Kantonspolizei Bern bestätigte den Einsatz und erklärte, dass dieser auf einem Haftbefehl basierte. Aufgrund eines Verdachts, dass sich die gesuchte Person in der Wohnung aufhielt, wurden die Polizisten zu B.s Adresse geschickt. Da kein Name an der Tür angebracht war, wurde die Wohnung von den Beamten als mögliche Adresse des Gesuchten betrachtet. Als nach mehrmaligem Klopfen und Läuten niemand öffnete, öffneten die Beamten die unverschlossene Tür und kündigten sich erneut an. Die Kontrolle fand schließlich im Treppenhaus statt, als B. seine Kleidung und Ausweise holte. Der Polizeisprecher betonte, dass die Beamten aus Sicherheitsgründen kurz die Wohnung betreten hatten und dass die Kommunikation nach dem Einsatz den Vorschriften entsprach.

B. unzufrieden mit der Reaktion

B. ist mit dieser Erklärung nicht zufrieden. „Es kann nicht sein, dass Schweizer Polizisten so mit jemandem umgehen, der nichts getan hat“, sagt er. Besonders schmerzhaft ist für ihn, dass die Polizei selbst bestätigt hat, dass er keinerlei Fehler gemacht hat. „Das zeigt, dass so etwas jedem passieren kann.“

Bereits 2021 hatte B. eine noch schwerwiegendere Erfahrung gemacht, als eine Falschaussage ihn unschuldig in ein spanisches Gefängnis brachte. „Ich saß zwei Tage in einer dunklen Zelle ohne Tageslicht und mit einer kaputten Toilette, bevor mich das EDA befreien konnte. Zunächst wusste ich nicht einmal, warum ich dort war.“

B. vermutet, dass die Polizisten seinen Vormieter gesucht haben, da er erst kürzlich umgezogen ist. „Der Vormieter hat aber seit einiger Zeit nicht mehr hier gewohnt. Sollte die Polizei nicht die Einwohnerdaten überprüfen, bevor sie in die Wohnung eines Unbeteiligten eindringt?“

Text- und Bildquelle: Roland Reitinger